Blasser Bertram rockt das Bürgerhaus: „Des is immer noch ä Rockkonzert“

am . Veröffentlicht in 2011

Seit Jahrzehnten steht er auf der Bühne und fühlt sich dort immer noch zu Hause: Der Blasse Betram verwandelte das Mörlenbacher Bürgerhaus in eine Konzertarena. Bilder: Kopetzky 

Konzert: Der Blasse Bertram begeistert mit seiner Band im Bürgerhaus / Seit mehr als 30 Jahren steht der Mörlenbacher bereits auf der Bühne

Von unserem Mitarbeiter Manuel Reinhardt

MÖRLENBACH. Seit 31 Jahren „dummbabbelt“ sich der Blasse Bertram über die Bühnen der Region, hat im letzten Jahr eine goldenen Schallplatte für die DVD von Bülent Ceylan – dem der Odenwälder die Mundart-Texte auf den Mannheimer Leib schreibt – erhalten. Ein Jubiläumskonzert gab es da aber nicht. Egal: Wird es halt einfach dieses Jahr nachgeholt. Zum einzigen Spektakel von „Bertram, The Noise“, wie er in Anlehnung an Frank „The Voice“ Sinatra gerne tituliert wird, in diesem Jahr wurde das Mörlenbacher Bürgerhaus kurzum in eine Rockhalle umgestaltet, wo das Odenwälder Original eine Symbiose aus kultigen Cover-Songs mit abgedrehten Texten im besten Dialekt und ausufernden Stand-up-Comedy-Einlagen bot. 

Zunächst war aber „Mädchenrock“ angesagt: So betiteln Haloma ihren Stil. Dass am Schlagzeug mit Lennart Scheuren ein Vertreter der männlichen Zunft saß, war nur nebensächlich. Blickfang war das souverän auftretende Damen-Trio mit Sara Weick (Gitarre, Gesang), Linda Fries (Gitarre) und Lisa-Anna Jeck (Bass), die zwischen ihren mal melancholisch, mal luftig-leicht rockenden Popsongs immer wieder kurze Ansagen und Publikumsanimationen zum Besten gaben.

Das gut gefüllte Bürgerhaus dankte es mit ordentlichem Applaus, und schließlich kamen auch die Zugabe-Rufe für die lokale Band nicht zu kurz. Mit Songs wie „Kastanienmann“ oder „Wolkenkino“ oder dem abschließend vielfach mitgesungenen „Die Welt war schön und voller Blümchen“ sorgten die drei Mädels plus Mann für 45 kurzweilige Minuten und stimmten die Besucher auf das kommende Blödelspektakel ein. 

Rock und Comedy in Symbiose 

Um 21.10 Uhr war es dann so weit: „Seid ihr nach zwei Jahren bereit für das Dummgebabbel?“ Die Frage der jammenden Band an das Publikum war eher rhetorischer Art, und stilecht mit Sonnenbrille, blinkendem Herzen an der Jacke und rauchiger Stimme legte der Blasse Bertram rockig los. „Des is immernoch ä Rockkonzert“, stellte der Mörlenbacher bei seinem Heimspiel zunächst klar und fügte an, was man in den kommenden Stunden von ihm und Band erwarten durfte: „Do gibt’s was uff die Ohrn.“ 

Auf dieselbigen gab es dann nicht nur kultige Songs im Odenwälder Slang mit episch-lyrischen Ergüssen wie „Im Odenwald, da werden die Hoden niemals kalt“, sondern zwischen den musikalischen Stücken auch Futter für die Lachmuskeln. Während die Band gepflegte Pausen einlegte, verbreitete Bertram seine „Messages“ zu lokalen Themen wie dem baldigen Ableben des Atomkraftwerkes in Biblis („Do tun mer nur die Jobs leid, die wegfalle“), der Fusion der gastgebenden SV und BSC Mörlenbach („Jetzt geht’s also für beide zusammen bergab“) oder zu allgemeinen Dingen wie Ehe und Beziehung – hierbei wurde Joe Cockers „Unchain My Heart“ kurzerhand zu „En schäine Dag, mach dich fort“ umgedichtet – und dem Lieblingsthema Bertrams und Hauptproblem der Männer – den Frauen. 

Auch die politische Prominenz der Region bekam selbstredend ihr Fett weg. Gegen die Draisine polterte Bertram zu großem Gelächter, dass es dazu eine „Volkes-Meinung und eine Wilkes-Meinung“ gebe und über den Mörlenbacher Bürgermeister Lothar Knopf fügte er augenzwinkernd an, dass die zwei zusammen in der Schule waren, dies jedoch das Einzige sei, was sie noch verbindet. 

Neben den komödiantischen Highlights lieferte aber auch die Band grandiose Darbietungen wie an Jamsessions erinnernde Saxophon- oder Gitarren-Solos und natürlich hochwertige gesangliche Leistungen wie etwa bei der in einen Party-Song verwandelten Version von „Ain’t Nobody“ (Chaka Khan), wobei sich der Gesang mit der Gitarre quasi ein Duell lieferte. Ein würdiger Auftritt des echten Odenwälders, der sich zuletzt pathetisch zu seinen Wurzeln bekannte: „Mein Herz schlägt für Mörlenbach.“

Ein begeistertes Publikum feierte den Blassen Bertram.

SV Mörlenbach 1896 e.V.
Geschäftsstelle: Schulstraße 2/Clubhaus im Stadion · 69509 Mörlenbach
Postfach 1323 · 69505 Mörlenbach
E-Mail: sv-moerlenbach@t-online.de
Tel.: 0 62 09 / 52 90 · Fax: 0 62 09 / 53 01

     
 

© 2014 SV Mörlenbach. Alle Rechte vorbehalten.