Fußball 04.01.

Geschrieben von Jürgen Dreißigacker am . Veröffentlicht in 2023

Warum Mörlenbach Zeit hat

Der Aufsteiger steht in der Kreisliga A an der Tabellenspitze, wo es in dieser Saison sehr eng zugeht

Es ist eine Momentaufnahme – aber eine, die immerhin drei Monate währt. Während der SV/BSC Mörlenbach am letzten Spieltag des Jahres mit dem 6:1-Heimsieg seine Hausaufgaben machte, war Spitzenreiter SG Reichenbach spielfrei, sodass der Aufsteiger tatsächlich als Überraschungstabellenführer der Fußball-Kreisliga A überwintert, bevor es am 5. März wieder weitergeht.

„Wir wollten das letzte Spiel unbedingt gewinnen“, sagt Mörlenbachs Spielertrainer Riza Aydogan, weiß aber auch gleichzeitig, dass es in der A-Klasse so eng wie schon lange nicht mehr zugeht. 30 Punkte nach 16 Spielen ist für einen Tabellenführer nicht die Welt – vor einem Jahr konnte beispielsweise der SV Lörzenbach zusammen mit dem FV Biblis schon für die Kreisoberliga planen.

Jetzt ist das anders. Reichenbach steht mit einem Spiel hinter dem Tabellenzweiten FC Ober-Abtsteinach auf Platz drei. Beide Mannschaften haben jeweils 29 Punkte und sind für Aydogan auch die ersten Widersacher im Kampf um den Titel, „zumal, wenn der FCO auswärts ein paar Punkte mehr holt“. Aber auch der FSV Rimbach (28 Punkte), SV Lindenfels (27), ISC Fürth (25) und selbst der TSV Aschbach (24) auf Platz acht sind noch im Rennen.

Sein 15. Saisontor erzielte David Knapp (Mitte) beim 6:1-Sieg des SV/BSC Mörlenbach gegen die SG Nordheim/Wattenheim. Ervin Beka (links) und Kapitän Lukas Goderbauer jubeln mit. In der Kreisliga A überwintert der Aufsteiger überraschend an der Tabellenspitze. Bild: Fritz Kopetzky

Klassenerhalt ist schon erreicht

Der 40-jährige Trainer, der selbst noch 14 Spiele absolvierte, sieht den Meisterschaftskampf gelassen. Getreu dem Motto „alles kann, nichts muss“ schwimmen die Mörlenbacher erst einmal auf der Erfolgswelle – und wollen das so lange wie möglich tun. Das Saisonziel Klassenerhalt ist bereits erreicht, natürlich lockt jetzt der direkte Durchmarsch in die Kreisoberliga. Doch Aydogan warnt: „Die A-Liga ist überraschend ausgeglichen. Man kann wirklich nur von Woche zu Woche denken. In jedem Spiel müssen wir unsere Grundtugenden und den Willen aufs Neue abrufen.“

Es wird also nur über Einstellung und Mentalität nach oben gehen. Aber das kennen die Mörlenbacher aus der vergangenen Saison, als sie sich mit dem FSV Rimbach am Ende noch ein spannendes Duell um die B-Liga-Meisterschaft lieferten. Patzer darf man sich auch jetzt schon kaum mehr leisten. Zum Wiederbeginn am 5. März gastiert der Tabellenführer beim Tabellenletzten SV Winterkasten – vom Papier her eigentlich eine klare Sache, wenn da nicht diese Unwägbarkeiten wären. Aydogan: „Das ist alles schwer einzuschätzen.“

Stetige Weiterentwicklung

Also vertraut der Trainer lieber auf seine junge Mannschaft, die sich von Woche zu Woche weiterentwickele, und die nach der 3:5-Niederlage in Trösel mit zwei Siegen die richtige Antwort vor der Winterpause gab. „Die Mannschaft glaubt an ihre Stärken. Das hat uns in den letzten Wochen nach oben katapultiert“, sagt Aydogan. So sei es beispielsweise auch möglich gewesen, in Heppenheim nach einem frühen 0:1-Rückstand durch zwei Tore in der Nachspielzeit noch mit 3:2 zu gewinnen. „Wenn der eine nicht so funktioniert, dann tut das ein anderer“, hat der Trainer ein Kollektiv beisammen, auf das er sich verlassen kann. So erzielte Dominik Kießler drei Tore beim 3:2 in Aschbach. „Das ist für einen Sechser schon außergewöhnlich“, erinnert sich Aydogan. Die beste Saisonleistung sei zweifellos der 4:0-Heimsieg gegen den ISC Fürth gewesen, der nach einer Serie als Tabellenführer ins Weschnitztal gekommen war. „Ich glaube, wir haben 80 Prozent der Zweikämpfe gewonnen und waren brutal effektiv nach vorne. Ich habe meinen eigenen Augen nicht getraut“, sagt Aydogan. Drei Treffer erzielte in diesem Spiel David Knapp, der in der vergangenen Runde aus Lützelsachsen kam. Sein Vater Werner Knapp war bereits Trainer beim BSC Mörlenbach. Der 22-Jährige hat mit 15 Toren in 13 Spielen voll eingeschlagen. Ohne Verletzung wären es wahrscheinlich noch ein paar mehr geworden. „Er ist ein echter Stoßstürmer, der den Ball behauptet“, lobt Aydogan, der eigentlich keinen Spieler herausheben will.

Im Ort verwurzelt

Mit den Bekas und Goderbauers stehe das Gerüst. Julius Fries ist als verwurzelter „Merlebescher“ und mit seinem unermüdlichen Einsatz so etwas wie das neue Gesicht des SV/BSC. „Ich glaube, der würde auch bei einem Angebot aus der Bundesliga nicht weggehen“, sagt Aydogan und lacht.

Überhaupt ist der Trainer zuversichtlich, dass der Kern des Mörlenbacher Teams zusammenbleibt – und auch auf Jahre noch eine große Zukunft hat. Andere Vereine hätten sich im Werben um den einen oder anderen seiner Spieler schon die Zähne ausgebissen. „Bei uns gibt es nicht viel zu holen.“

Aydogan wird demnächst selbst in die Gespräche über seine Zukunft gehen. Dass er weitermacht, wäre keine Überraschung. „Bei meinem Amtsantritt wollten wir bis in zwei, drei Jahren in die A-Liga aufsteigen. Das haben wir schon im ersten Jahr geschafft“, sagt der Trainer und fügt an: „Die Truppe hat noch viel Zeit.“

Starker Unterbau

Im Sommer kündigen sich schon wieder 18 Spieler aus der A-Jugend an, die in der ersten oder zweiten Mannschaft eingesetzt werden können. Andere Vereine können von einem solchen Unterbau nur träumen. Aydogan wird in diesem Zusammenhang nicht müde, die Aufbauarbeit von Jugendleiter Uli Guschelbauer zu würdigen: „Er hat in elf Jahren unfassbar gute Arbeit geleistet und das Fundament geschaffen, von dem wir nun die Früchte ernten können. Mörlenbach ist wieder eine Adresse im Kreis.“ So wäre dem Trainer auch vor der Rückkehr in die Kreisoberliga, aus der Mörlenbach 2007 abgestiegen ist, nicht bange. In der Vorbereitung, die Anfang Februar beginnt, müssen die Mörlenbacher schnell wieder auf Betriebstemperatur kommen. Denn nach dem Auftakt in Winterkasten kommt gleich die SG Reichenbach, gegen die im Hinspiel in letzter Minute noch der 2:2-Ausgleich hingenommen werden musste. Bis auf Marco Schilling sind die länger verletzten Spieler wie Niklas Dölp, Felix Wenzel oder Robin Renzland wieder einsatzbereit und vergrößern die Mörlenbacher Möglichkeiten. Zu- oder Abgänge gab es in der Winterpause nicht. beg

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